Bergtour Eisenerzer Reichenstein
Oben auf dem Berg anstatt hinten im Kofferraum.
Der Aufstieg ist kurzweilig und es gibt viel Gegenverkehr mit Tagesgästen. Anstelle von 'om mani padme hum' heißt es tausendfach 'Servus'.
Plötzlich erscheint eine Weggabelung vor mir. Der Weg nach rechts soll noch über eine Stunde dauern. Der Weg links ist schwarz und nur für Geübte. Das klingt für mich schneller. Also links abbiegen. Ein Steig mit Leitern, 'Stiege' genannt, führt durch eine schattige Rinne schnell nach oben. Leider gibt es Gegenverkehr. Wahrscheinlich können die nicht lesen oder sind einfach nur Arschlöcher... Die 'Stiege' ist eine ausgewiesene Einbahnstraße!
Als der Normalweg und der schwarze Weg wieder zusammenfinden, folgt kurze Zeit später wieder eine Gabelung. Die Markierung will nach rechts, vermutlich zur Hütte. Der Weg links ist steil und auch nicht markiert. Ich habe das Gefühl, dass er richtig ist und mich geradewegs auf den Reichenstein führt.
Diese Einschätzung war richtig. Der Zickzackweg trifft auf den Verbindungsgrat zwischen Reichenstein und Reichensteinhütte. Nach zwei Stunden und einer Minute ab Präbichl stehe ich auf dem Gipfel. Fast eine halbe Stunde verbringe ich dort allein und lasse die umliegenden Berge auf mich wirken. Mittlerweile kann ich schon einige Gipfel aufsagen. Vielleicht werde ich in der Steiermark noch heimisch...
Aufbruch zur Hütte. Draußen sitzt keiner mehr. Der Fön weht kalt und ungemütlich. Die Hütte drinnen wirkt etwas unordentlich. Die Wirtin und ihren Schwiegervater ordne ich mal gleich in die Schublade etwas seltsamer und unangenehmer Zeitgenossen ein. Aber was soll's, ich übernachte ja auf einer Hütte und nicht im Kofferaum.
Als ich das Zimmer beziehe suche ich mir die saubersten Kissen und Bezüge aus einer Auswahl von fünf Betten zusammen. Wie gut, dass es Hüttenschlafsäcke gibt. Hauptsache in der kommenden Nacht trifft mich keine Schmuddeldecke an einer unbedeckten Körperstelle. Aber was soll's, ich übernachte ja auf einer Hütte und nicht im Kofferaum.
Dann kommt der Sonnenuntergang. Den hätte es so schön im Kofferraum nicht gegeben. Dafür hat es sich schon gelohnt.
Nachtessen. Das Xöchts ist trocken, wie auch das lieblose Kraut und der staubtrockene Semmelködel. Nothing to write home about. Als ich etwas am entdecke, das außen am Bierglas klebt und auch gut ein eingetrockneter Popel sein könnte, ist der Abend für mich gelaufen.
Die Wirtin gibt noch einen kostenlosen Latschen-Schnaps aus. Alkohol tötet Keime ab. Wenn sie noch einen bringt, dann reibe ich mich damit ein.
Wegen Wassermangels fällt dann auch noch das Zähneputzen aus. Aber was soll's, ich übernachte ja auf einer Hütte und nicht im Kofferaum.
Irgendwann in der Nacht überfällt mich dann auch noch die Schmuddeldecke. Wir liefern uns einen Ringkampf, den ich verliere. Ich schlafe erschöpft ein.