
Der Blick auf die Wetterkarte verrät, dass die Luftmassen ab Montag deutlich labiler werden. Also muss am Sonntag noch eine Tour gemacht werden. ;orgens im Bad auf der Keramik sitzend fallen mir zufällig Joachim Burghardts "Vergessene Pfade in den Bayerischen Hausbergen" in die Hände. Die Tour Nr. 12 führt zunächst über den Schafreuter ('Nicht schon wieder'!) zum Delpsjoch ('Kenn ich auch schon!') und weiter auf das Baumgartenjoch ('Moment mal!'). Schnell muss ein einzelnes Blatt Klopapier als Lesezeichen herhalten.

Bei den Hörnle werden jetzt einige die Nase rümpfen und weiterklicken. Wie schön, dass mir und meinem Tagebuch völlig egal ist, was andere Leute denken... Immer dann, wenn man denkt, man würde schon alles kennen und gesehen haben, sollte man die Augen offen halten. Denn nur so konnte ich heute eine neue Route am bekannten Hinteren Hörnle für mich entdecken.

Die neue Woche beginnt in vielerlei Hinsicht anders, als ich mir das ausgedacht hatte. Deshalb muss ich kurzfristig neue Pläne schmieden. Die Alpen erleben, wie auch der Rest Europas, die erste große Hitzewelle des Jahres 2025. Körperliche Anstregungen sollte man sich gut überlegen und der Zugang zu Wasser wird zum entscheidenden Faktor. Wie wäre es denn mit einer Bergwanderung in den Kitzbüheler Alpen? Klingt nicht schwer und Wasser gibts dort noch im (scheinbaren) Überfluss. Gesagt, getan. Der Salzachgeier ist für mich noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Los geht's!

1985 kam der Cho Oyu auf die Liste mit Bergen, die ich einmal besteigen möchte, nachdem ich darüber einen Bericht in der ZDF-Sportreportage gesehen hatte. Endlich mal eine Berg-geschichte ohne Reinhold Messner aber dafür mit dem Soundtrack von Queen: "I want to break free." Im gleichen Jahr, ich war gerade einmal 15 Jahre alt, kam nach den ausschweifenden Prahlereien eines anderen Urlaubsgasts auch der Hindelanger Klettersteig auf meinen Zettel. Heute Morgen stehen noch genau drei Klettersteige in dieser Liste. Der Mindelheimer KS ist der unreflektierte Wunsch nach einer gelungenen Wiederholung. Der Pössenecker KS wurde mir von jemand anderem in die Liste geschrieben und der Hindelanger Klettersteig hatte sich schlicht nicht ergeben. Jetzt aber kann ich diese 40 Jahre alte Geschichte ein für alle Male abhaken und danach fett durchstreichen...

Die Stubaier Alpen haben mich nie besonders angelockt. Einmal Zuckerhütl vor nun mehr als 30 Jahren und zuletzt Serles und Habicht vor fünf Jahren. Ganz hinten auf meiner Liste, und diese Liste vergisst nichts, teht die Kuhscheibe. Ich muss erst einmal nachschauen wo der Berg mit dem seltsamen Namen tatsächlich liegt. Aha, in den Stubaier Alpen. Wie ist der bloß auf den Zettel gekommen? Und wann? Ich versuche mich zu erinnern. Mit der Liste habe ich 1985 begonnen. In dieser Liste kann nur durch Besteigung entweder gestrichen oder abgehakt werden. Zwischen Streichung und Abhaken besteht ein signifikanter Unterschied. Streichung bedeutet 'bloß nie wieder'. Abhaken sagt dagegen, dass man das zu einer anderen Zeit und unter anderen Voraussetzungen gerne nochmal wiederholen kann. Das erklärt aber immer noch nicht die seltsame Kuhscheibe ganz hinten auf meiner viel zu langen Liste. Ich glaube das war so: Ca. 1987-88 kam von Sepp Schnürer ein Buch über die Zillertaler Alpen und Stubaier Alpen heraus. Fast alle Zillertaler sind sofort auf die Liste gekommen und vermutlich aus Langeweile oder Übermut ein paar wenige Stubaier. Ich habe das Buch noch und finde darin die Kuhscheibe! So muss es daamals gewesen sein...

Sonnwend 2025. Heute dauert nicht nur der Tag länger, sondern auch die Bergtour. Die kommenden zwei Wochen stehen unter dem Motto "Bergtouren, die ich schon lange auf dem Zettel habe". Ich kann zwischen den A llgäuer Alpen, den Stubaier Alpen oder den Berchtesgadener Alpen aus dem Vollen schöpfen. Der Blick bleibt gleich bei A hängen, rutscht dann noch drei Zeilen tiefer und bleibt bei Leilachspitze hängen. Die Leilachspitze hat auch einen Ruf. Alle Anstiege sind weit und ganz leicht zu ersteigen ist der Berg auch nicht. Von Rauth aus ist die Runde über die Leilachspitze ca. 23 km lang und rein rechnerisch sind ca. 1350 Hm zu überwinden. Das könnte alles in einer Gehzeit von ca. 8 Stunden funktionieren...

Ich könnte auch einfach vor die Haustür und zum Laufen gehen. Und wenn ich dann nach den ergiebigen Regenfällen der vergangenen Tage der Länge nach in die große Schlammpfütze bei Machtenstein faalle, dann haben alle ihren Spaß, außer Zing natürlich. Der Berg, dessen Talorte ich am schnellsten mit dem Auto erreichen kann, ist zweifelsohne der Rechelkopf. Und schnell oben ist man obendrein! Also den ganz leichten Rucksack (nur ein Fotoapparat und 1 Liter Wasser) gepackt und ab geht's!

Zum Abschluss des Mai 25 wollte ich die Schwierigkeit unbedingt steigern. Nachdem ich am Vilser Kegel zu Beginn des Monats immerhin schon T3 erreicht hatte, sollte es nun etwas mit T4 werden. Die Überschreitung des Litnisschrofen schien dafür bestens geeignet. Am felsigen Gipfel warten ein paar Drahtseile und etwas Ausgesetztheit. Später, auf der anderen Seite des Litnisschrofen wartet dann noch ein T4- Abenteuer in einsamer Bergwelt auf mich. Wenn doch immer alles so schön sein könnte wie die Planung einer Bergtour! Nun, im wirklichen Leben verläuft dann alles ganz anders. Das Leben ist einfach das schönste Abenteuer aller Abenteuer. Plötzlich wirst Du mitten in den Bergen umarmt, dann brechen die Schrofen unter Deinen Füssen weg und zum Schluss haut Dir eine Latschenkiefer mitten auf die Fresse. So schön kann Bergsteigen sein...

Heute ist mir nach einer kleinen Tour mit wenig Anfahrt und ohne große Schwierigkeiten. Es soll schnell gehen, denn Freitag war ich schon beim Bouldern und morgen geht's mit den Kollegen zum Klettern in die Halle. Da brauche ich Bergerholung! Wo soll es nur hingehen? Ach ja, wie wäre es mal wieder mit dem Zwiesel? Der letzte Besuch ist jetzt auch schon wieder sechs Jahre her, damals im Januar 2019 auf Schneeschuhen. In sechs Jahren kann man eine Menge vergessen. Deshalb starte ich auch gleich mit einem Verhauer in die Tour...

Das wollte ich heute wissen: Wie ist es um meine schlecht trainierte Kondition bestellt, besonders wenn es etwas schwieriger wird? Das Testobjekt soll der Vilser Kegel sein, ein Berg, von dem ich mir gar nicht vorstellen kann, das dort viele Bergsteiger hinauf wollen. So teste ich am Ende nicht nur meine Kondition, sondern auch meine Blödheit. Allein auf dem Berg am 1. Mai bei Sonnenschein und idealen Bedingungen? Was hab ich mir bloß dabei gedacht...

Die gute Nachricht zuerst. Wenn die S-Bahnlinien S1 und S8 mal wieder als Flughafenzu-bringer versagen sollten, dann kann man sich irgendwie mit der total zuverlässigen S2 bis Poing durchschlagen. Von dort setzt man den Weg zu Fuß fort. Das sind nur 31,5 km in flachem Gelände. Das sollte sowohl für Backpacker in Flip-Flops als auch Businessmen mit Rollenkoffer einfach sein...

Eigentlich müsste man am Ostersonnatg auf den Osterfeuerkopf steigen. Ich aber wollte unbedingt mal wieder auf den Rabenkopf. Zuletzt war ich dort vor zehn Jahren und elf Monaten. Damals bin ich von Pessenbach aus sehr schnell aufgestiegen. So soll es auch heuer sein. Doch dann die schnelle Recherche im Internet. Einen Tag Parken in Pessenbach kostet mittlerweile 7,- €, in Worten sieben EURO! Dazu kommen noch 2,- € Kurtaxe pro Person. Eine vierköpfige Familie muss sich das schon genau überlegen, ob es eine Wanderung auf den Rabenkopf sein soll. Und weil ich einmal reich sein will, überlege auch ich mir eine Alternative. Auf der Landkarte sind es gar nicht einmal so viele Zentimeter von Jachenau auf den Rabenkopf. Man muss halt früh da sein, um noch einen Platz auf dem schmalen Parkplatz in Jachenau zu ergattern...

Als ich eine kleine Bergtour für das kommende Schönwetterwochende aussuchen will, fährt mein Gehirn Karussell. Viele Variablen sind zu ermitteln. In welcher Höhe liegt noch Schnee? Welche Gipfel sind noch nicht überlaufen? Wo kommt man schnell mal hin, um eine kleine, gemütliche Tour ohne große Ansprüche zu unternehmen? Das alleine ist jedoch noch nicht genug für die graue Masse zwischen meinen Ohren und hinter meinen Augen. Das sind noch andere Parameter: Ferienbeginn, Hinreiseverkehr mit Kindern und Rückreiseverkehr ohne Kinder, Stau, Wind, Pollenflug u.v.m. Und jetzt? Da fällt mir der Hochschergen am äußersten Rand der Ammergauer Alpen wieder ein. Der Hochschergen geht immer und oh Wunder, die letzte Begehung liegt schon acht Jahre zurück.

Prerow, Bier und Fischbrötchen haben wir schon mal geschafft. Aber am Ottosee waren wir immer noch nicht. Wir könnten auf dem bekannten und breiten Weg durch den Wald in Richtung Darßer Ort wandern. Bei starkem Ostwind gewinnt dann aber doch die Idee, am Strand entlang dorthin zu laufen. Mit Rückenwind macht alles Spaß! Und im Wald werden wir später keinen Gegenwind haben. Manchmal läufts einfach!

Leider hat Herbert Rücken und kann uns nicht zur geographisch herausgehobensten Ecke des Darß begleiten. Das ist schade. Wenn ich nun aber schon nicht auf einem Gipfel stehen kann, dann muss ich wenigstens einen anderen Extrempunkt erreichen. Darßer Ort klingt zwar seltsam, aber lohnt sich auf jeden Fall. Die unerwartete Begegnung mit einem wirklich großen Vogel wird diese Wanderung dann nochmal in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

Ich schlafe wenig und bin früh wach. Das Hotelbett ist viel zu weich für meinen gestählten Körper. Und wer hat bloß vergessen die Klimaanlage über Nacht auszuschalten? Ein eisiger Wind weht durch das Zimmer. Bis zum Frühstück habe ich auch noch zwei Stunden Zeit. Ich vertrete mir mit der Kamera um den Hals die Füße. Mal scheuen, ob es heute besser läuft als beim Erstkontakt.
Ältere Tourenberichte, die es noch nicht hierher geschafft haben, gibt es hier!