Bergtour - Ostgrat Hinteres Sonnwendjoch

Die lange Einlauftour

Das war Pech, dass in diesem Sommer gleich zwei Paar Bergschuhe den Geist aufgegeben haben. Die neuen Trekkingschuhe waren schnell eingelaufen, aber für die steifeen Bergstiefel fehlte mir noch ein Ziel. Meine youtube-Blase legt mir unbedingt ein Video über den Ostgrat am Hinteren Sonnwendjoch nahe. Schnell wird klar, dass das genau die richtige Tour für neue Bergschuhe ist.

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Bayerische Voralpen - Mangfallgebirge


Heimkehrerkreuz 1.680 m, Schönfeldjoch 1.776 m, P.1854 m, Krenspitze 1.972 m, Hint. Sonnwendjoch 1.982 m

Schönfeldalm, Wildenkarsattel, Wildenkaralm

Parkplatz Mariandlalm


Wandern: T4        Klettern UIAA: I         Klettersteig: -/-         Schneeschuhe: -/-

1.593 m / 1.593 m

18,7 km


08h12m

Von der Mariandlalm aus geht es sofort steil nach oben, zuerst über eine steile Weide, danach durch einen hübschen Bergwald. Normalerweise bin ich kein Fan von Forststraßen, aber heute bin ich froh, als ich eben eine solche erreiche, um wenigstens die letzten Meter zur Schönfeldalm entspannt spazieren zu können.

Zum Heimkehrerkreuz, dem ersten Gipfel des Tages, sind es von der Schönfeldalm gerade einmal 20 Minuten. Hier oben fällt sofort eine dunkle Linie in der ansonsten dichten, grünen Grasmatte auf. Was ist denn das? Ah, eine Ameisenautobahn! Hmm, ob die Abgase der Ameisen die Grashalme absterben...


Das Schönfeldjoch lockt nun und das Hintere Sonnwendjoch gehört bereits zur Kulisse dieser Wanderung. Ab dem Schönfeldjoch geht es kurz etwas ruppiger zu (T3), um dann elegant über eine Wiese in den Wildenkarsattel einzudrehen. Zeit für eine Frühstückspause. Immerhin sind nun schon etwas mehr als drei Stunden herum. Leider versteckt sich die Sonne immer mehr hinter dichten, tiefen Wolken. Eine längere Rast macht beim kühlen Wind nicht lange Freude. Da geh ich doch lieber bald den Ostgrat an.


Es geht nach einem kurzen Zustieg über einen schwachen Pfad sodann auch gleich zur Sache. Das Gelände wird steiler und der anspruchsvolle Steig windet sich in eleganter S-Kurve zu einem flach verlaufenden Grat hinauf. Zwischen den Latschen auf der Kammlinie und dem Abgrund ist nicht mehr viel Platz für einen Bergsteiger, und schon gar nicht für eine Begegnung. Natürlich müssen mir hier drei Sepperl entgegenkommen. Wer macht Platz, wo kaum welcher ist, obwohl bergauf Vorrang hat? Menschen machen mir mehr Angst als so manch steile Wand.

Der Schrofensporn vor mir sieht sehr spannend aus. Jetzt erhält er für einen kurzen Moment sogar Sonnenlicht. Das schaut dramatisch aus. Tatsächlich ist der Weg, zunächst hinauf und später drumherum, auch so dramatisch wie er aussieht. Schwindelfrei und trittsicher muss man hier in diesem Gelände schon sein (T4). Eine letzte Querung auf fußbreiter Spur durch sehr steiles Gras würde keine Fehler verzeihen. Eine letzte Attacke und es ist geschafft. Was da wohl noch kommt?

Überraschung, ab hier bleibt es zwar noch anstrengend und anspruchsvoll (T3+...T4-), aber die Höchstschwierigkeit ist bereits überwunden. Nun muss man nur noch luftige Abstecher an den Steilabbruch aushalten können oder gerne durch klebrige Latschenkiefergassen stiefeln. Die Schrofenpassage zwischen Angerljoch und Krenspitze erscheint auf den ersten Blick unüberwindbar und löst sich, wenngleich sehr anstrengend, leicht in bergsteigerischen Wohlgefallen auf. Dort drüben kommt nun das Hintere Sonnwendjoch immer näher und das ist auch nur noch ein einfacher Spaziergang.


Am Gipfel herrscht das für einen Sonntag typische Getümmel und Gelärm. Leider ist der Tag, der so sonnig begonnen hatte, nur noch grau und kalt. Die Sicht reicht nicht einmal für ein letztes, obligatorisches Guffertfoto aus. Der Zeitpunkt für den Abstieg durch die Schnittlauchrinne ist schnell gekommen. Kuhschissrinne wäre eine zutreffendere Bezeichnung, aber wer fragt mich schon bei so wichtigen Sachen?


Beim langezogenen Gegenanstieg zur Schönfeldalm sammle ich noch ein paar letzte Höhenmeter, bevor ich endlich über den viel zu steilen Pfad rasch zum Parkplatz absteigen kann. Keine Druckstellen, keine Blasen und nur ein bisschen Scheiße am Schuh! Das Einlaufen der Bergstiefel war ein voller Erfolg!


Zing • 24. August 2025