Bergwanderung - anders auf den Zwiesel
auf neuen Wegen
Der Sommer neigt sich dem Ende zu und man bemerkt auch schon, dass die Tage etwas kürzer werden. Durch einen Vorgang, den die Astronomen Zeitgleichung nennen, verschieben sich die Sonnenaufgänge zusätzlich weiter nach hinten. Kurz nach sechs Uhr staune ich also nicht schlecht, als ich in den dunklen Wald südlich von Bad Heilbrunn eintauche. Leider ist es nur dunkel, jedoch ist es nicht kühl. Kaum zwei Meter gelaufen, schon bin ich durchgeschwitzt.
Der Weg zum Stallauer Eck führt zunächst über rumpelige Wurzeln, dann eine alte Forststraße und zuletzt über einen steilen Bergpfad. Unter Kuhglockengeläut erreicht man erschöpft den Gipfel. Die Aussicht von dieser Lichtung reicht nicht aus, um hier Wurzeln zu schlagen. Außerdem versucht ein lästiges Jungvieh unaufhaltsam seine schnodderige Schnute an meinem Rucksack abzuwischen. Ich ergreife die Flucht, nachdem wildeste Drohungen mit dem Gehstock keine Früchte tragen.
45 Minuten soll der Übergang vom vom Stallauer Eck zum Zwiesel in Anspruch nehmen. Mich packt der sportliche Ehrgeiz. Nach 33 Minuten ist es vollbracht. Und wer jetzt glaubt, dass ich um fünf vor acht an diesem Tag sicher der Erste auf dem Zwiesel gewesen sei, der hat keine Ahnung vom Zwiesel!
Den Trubel lasse ich gerne hinter mir. Nach nur wenigen Metern taucht man schon wieder in den Wald und die Bergstille ein. Kurz nach dem Stallauer Kopf tauche ich dann auch in unübersichtliches Gelände ein. Der GPS-Track erhält einen ungewollten Schlenker. Danach tauche ich dann auch noch im Morast ein. Der Übergang zum Angerl Kopf ist sehr matschig. Es lohnt sich jedoch durchzuhalten, denn am Enzenanger finde ich heute meinen persönlichen Shangri La. Der ideale Picknickplatz, wenn man denn eine Brotzeit dabei hätte...
Ich vergucke sofort mich in diese weite Weidefläche. Wenn es hier mal geschneit hat (vor 2005 Geborene kennen sicher noch Schnee, oder?), dann wäre das ein Ziel auf Schneeschuhen!
Dann geht es nur noch abwärts. Der direkte Weg wird durch einen riesigen Reisighaufen versperrt. Da folge ich lieber der Forststraße. An einer Furt kann ich noch einen erfolgreichen Dichtigkeitsversuch mit meinen neuen Trekking-Stiefeln durchführen. So werden die auch gleich wieder vom Schmodder gereinigt, denn sehr waldig und matschig ist diese Runde schon. Es ist die stille Seite des Zwiesels.
Und wenn ich dann nicht noch geschlagene fünf Minuten hätte warten müssen, bis ich endlich die B472 gefahrlos überqueren kann, dann wäre diese Berggeschichte schon vor einem Satz und zwei Nebensätzen zu Ende gewesen!