Bouldern auf Bornholm
Tag 2 - der Auslöser für die Reise nach Bornholm
Genau das ist es, was ich wollte. Ein Aufenthalt an der See, ohne dabei auf Bouldern und Klettern verzichten zu müssen. Als ich vor ein paar Monaten ein youtube-Video über die finnische Kletterin Anna Laitinen gesehen hatte, wie sie in der Nähe des Strandes auf einer Insel eine Sportkletteroute absolviert, da dachte ich schon, dass ich nun nach Finnland fahren muss. Im Abspann zum Viedeo stand dann aber 'gedreht auf Bornholm'.
Der lange Weg zum Freiluftbouldern
Eigentlich muss ich ja nur eben mal von Allinge aus über die Hammer-Halbinsel zu den Bouldern am Westufer. Weil aber der Fotoapparat dabei ist, dauert der nur 2,7 km lange Weg für mich heute fast eine Stunde.
Auf einer Lichtung äst ein Rehbpck. Ich komme bis auf sieben Meter an ihn heran. Der Griff zum Fotoapparat schreckt ihn dann jedoch auf. Er schaut mich an. 21, 22, 23, dann springt er davon.
Hammeren Fyr, der Leuchtturm auf dem Hammerkopf, sehe ich zum ersten Mal. Das muss natürlich im Bild festgehalten werden. Hammeren Fyr ist heute auch der Endpunkt eines Laufwettbewerbes. Man sieht den Läufern die zahlreichen Anstiege, die Bornholm zu bieten hat, schon an. An der Strandlinie weisen weiße Linien auf Fels darauf hin, dass Läufer hier nach oben zum Leuchtturm abbiegen sollten. Ganz gut zu sehen, sind diese Markierungen jedoch nicht. Eine
ziemlich gehetzt wirkende Läuferin spricht mich auf dänisch an. Scheinbar habe ich mich gut integriert. Ich verstehe kaum etwas von dem, was sie da brabbelt. Nur das Wort 'hvor' kann ich ausfiltern. Wo? Ich zeige auf die Pfeile am Boden und nach oben. Sie bedankt sich mit einem geschrienen 'Tak'. Das trifft mich wie eine Kugel mitten zwischen die Augen. Ein weiche Sprache ist das Dänische ganz gewiss nicht...
Endlich Bouldern
Inspiration finde ich im Vorfeld der Reise auf thecrag.com. Vor Ort lerne ich dann aber schnell, dass das Internet und die Wirklichkeit nur zwei Seiten verschiedener Medaillen sind. Unklar ist mir z.B., ob die Schwierigkeitsangaben nun der franz. Skala entsprechen oder doch der Fontainebleau-Metrik. Eigentlich stimmt hier aber gar nix von beidem. Defensiv ausgesuchte 3er sind unmöglich für mich, aber mit 4b bewertete Risse kann ich locker klettern.
Sand im Getriebe oder am Kletterschuh. Sand bleibt hartnäckig an der Reibungsklettersohle haften. Selbst auf Bornholms wunderbar griffigen Granit kommt es zumindest am Beginn eines Boulders immer wieder zu kleinen, unfreiwilligen Ausrutschern. Ein Himmelreich für einen Lappen!
Ein geliehenes Crashpad habe ich dabei, nur lässt es sich oft nicht gut einset-
zen. Ein Einstieg liegt da beispielsweise in einem engen Kamin. Das Pad passt nur hochkant hinein. Ein Quergang ist 6 Meter lang, aber mit dem Pad lässen sich nur max. 3 m absichern. Aber gemeesen am Spaß den man beim Freiluftbouldern an der See haben kann sind das alles nur Luxusprobleme. Eineinhalb Stunden lang klettere ich mir die Seele aus dem Leib. Dann ist leider das Trinkwasser aus. Ansonsten wäre ich hier möglicherweise noch bis zum Sonnenuntergang geblieben...
Hammer Sø und Opalsø
Einfach zurück zur Unterkunft und sich über den schönen Tag freuen, das schaffe ich einfach nicht. An Allinges Strand angekommen biege doch noch eben zu den beiden Seen dieser Gegend ab: Hammer Sø und Opalsø.
Als dann ein Fischotter nur wenige Meter vor meinen Füßen vom Wald in den Hammer Sø wechselt, weiß ich, dass dieser Abstecher sich lohnen wird.
Der Hammer Sø ist Dänemarks einziger Bergsee, ca. 650 m lang, ca. 150 m breit und immerhin 13 m tief.
Der Opalsø ist hingegen menschlichen Ursprungs. Bis 1970 war das Gebiet ein Granitsteinbruch. Heute hat sich das Loch mit Wasser gefüllt und die umliegenden Klippen sind ein Paradies für Kletterer.
Das letzte Foto wurde hier und in diesem Urlaub auf Bornholm ganz bestimmt noch nicht geschossen...