Buchbesprechung - Die Expedition der Space Beagle

Ein Meisterwerk der Sience-Fiction?

Manchmal wünsche ich mir das literarische Quartett zurück, gerade dann, wenn ich ein sehr schlechtes Buch gelesen habe. Marcel Reich Raniki hätten solchem Science-Fiction-Schund wahrscheinlich schon vor der Bewegung des Umschlagdeckels eine Absage erteilt.

Für mich war A.E. Van Vogts "Die Expedition der Space Beagle" auch nur ein Versuch bzw. eine Notlösung. Nachdem ich Asimovs Werke alle einmal durch habe, Heinlein mich nicht ganz für sich gewinnen kann und George R. Stewarts "Leben ohne Ende" eine so angenehme Überraschung war, dachte ich ich könnte ja wieder so eine positive Überraschung erleben. Was habe ich mich geirrt!

Nicht alles, was der Heyne-Verlag unter der Rubrik "Meisterwerke der Science-Fiction" anbietet, muss zwangsläufig großartig sein. "Die Expedition der Space Beagle" ist ein entsprechendes Negativbeispiel dafür. Wie komme ich zu diesem Urteil?


Tja, wo fange ich an? Eine tausendköpfige Besatzung, und alles nur alte, weiße Männer, hauptsächlich Wissenschaftler. Die bekommen auch gleich etwas ins Essen, damit der Sexualtrieb unterdrückt wird. Mehr Stereotype geht eigentlich nicht mehr.


Das Buch besteht aus vier aneinandergereihten Kurzgeschichten. Das beschreibt zunächst einmal keinen Makel. Viele Science-Fiction Literatur ist so entstanden. Zunächst wurden die Kurzgeschichten in Astounding veröffentlicht und später oft zu einem Buch zusammengefasst. Asimovs "I, robot" ist schließlich genau auf diese Weise entstanden.

Was mir jedoch an A.E. Van Vogts Geschichten fehlt, ist eine klare Pointe. Nach lähmend langer Vorgeschichte hatte ich am Schluss jedes einzelnen der vier Teile oft nur noch den folgenden Gedanken im Kopf: "Wie, das wars jetzt? 75 Seiten Vorgeplänkel, um das Monster auf einer einzigen Seite zur Strecke zu bringen!"


Elliot Grosvenor, der Hauptdarsteller in allen vier Teilen, ist der wissenschaftliche Vertreter einer Nexialismus genannten Disziplin, die tatsächlich interdisziplinär angelegt ist. In diesen interdisziplinären Ansatz gewinnt man jedoch kaum Einblicke. Zuletzt greift der Vertreter des so überlegenen Nexialismus dann sogar zum unlauteren Mittel der Hypnose. Und als Grosvenor dann die gesamte tausendköpfige Besatzung hypnotisiert, steht mein Urteil fest: Schwachsinn!


Ein ganz anderes Thema ist dann noch die z.T. arg in die Jahre gekommene Übersetzung. Wie oft da dem einen oder anderen Protagonisten etwas 'gewahr wurde' oder 'gewahrte', ist kaum noch zählbar. Da bemerkt niemand mehr etwas! Die Dialoge entstammen einer Zeit, als Kommunikation hauptsächlich in Form von Stabsbesprechungen einer Armee stattfand. Stocksteif und geradezu unnatürlich.


Übrigens soll das Geschöpf Ixtl eine direkte Vorlage für Ridley Scotts Alien gewesen sein. Van Vogt hat für diese angebliche Verletzung seiner Rechte im Rahmen eines Vergleichs sogar 50,000 $US zugesprochen bekommen. Ich finde, dass das schon zu viel Geld für eine nur sehr geringfügig wahrnehmbare Kongruenz war.


Und zuletzt ein Wort über die Waffen. Klar braucht ein Meisterwerk der Science-Fiction auch Strahlenwaffen! Aber warum bei den Sternen müssen diese Strahlenpistolen ausgerechnet mit 'Vibrator' bezeichnet werden? "Er richtete seinen Vibrator auf ihn." "Er suchte nach dem Vibrator an seinem Gürtel." "Bis dahin müssen wir uns auf die schweren Vibratoren verlassen." Wie soll ich diese Bilder bloß aus dem Kopf bekommen?!


Es war mir eine Qual A.E. Van Vogts "Die Expedition der Space Beagle" zu lesen. Behalten mag ich das Buch gar nicht. Ich habe aber auch Skrupel, es an die Gemeindebücherei zu verschenken.

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Zing • 6. Januar 2025