Isarspitz & Dorfener Höhe

Ich will Gummistiefel!

Das Microproject zur alten PORTRA-Frage braucht mehr Bilder. Bilder bedürfen der Gelegenheit zu fotografieren. Eine Wanderung bietet hinreichend Gelegenheiten zu fotografieren.
Heute habe ich mir aus dem München-Wanderbuch eine Tour in den Isarspitz ausgesucht, dorthin wo die Loisach in die Isar mündet.

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Oberbayerisches Voralpenland


Wiesenkuppe nördl. Dorfener Höhe 693 m

Isarspitz, Frauenkapelle, Dreifaltigkeitskapelle

Bahnhof Wolfratshausen


Wandern: T2       Klettern UIAA: -/-        Klettersteig: -/-         Schneeschuhe: -/-

225 m / 225 m

14,0 km


05h12m

Die senile Bettflucht treibt mich eine Stunde vor dem Wecker aus der Koje. Ich mache aus dieser Not eine Tugend, breche daher schon viel früher auf und werde mit einer wunderbaren Nebelstimmung belohnt. Es beginnt schon im Ort, in Wolfratshausen, am Friedhof. Der Friedhof wird übrigens von der Jordanstraße durchschnitten. Ob das eine tiefere Bedeutung hat? Ist z.B. ein Toter, der auf der einen Hälfte des Friedhofs bestattet wird, ohne die Jordanstraße zu überqueren, dann trozdem über den Jordan gegangen? Warum komme ich nur immer auf solche Fragen?


Ich genieße die Wanderung durch den dichten Nebel. Dafür bin ich gerne um fünf wach geworden. Hinter jeder Ecke bzw. Wegbiegung lauert etwas, das sehenswert ist. Ich vergesse die Zeit. Hier ein Abstecher nach links, dort einer nach rechts. Ich gönne mir die Zeit. Irgendwann komme ich dann endlich doch an der Spitze des Isarspitz an.


Die Kiesbänke im Isarspitz unterliegen dem steten Wandel durch Wetter und Strömung. Der in der OSM eingezeichnete Weg existiert so schon nicht mehr. Ich begebe mich ins Unterholz, um einen Übergang über eine tiefe Furt zu finden, man will schließlich ja keine nassen Füße bekommen. Irgendwo finde ich dann endlich eine geeignete Stelle. Ein Ast ragt über den "reißenden" Strom. Die Landezone für den kleinen Isarsprung sieht eher matschig aus. Das könnte auch dumm ausgehen. Ich fasse Mut und springe auf den Ast zu, ergreife ihn mit den Händen, noch bevor die Füße den Boden berühren und setze auf. Der linke Schuh rutscht im Schlamm und taucht in den kalten Seitenarm der Isar ein. O.k., das ist jetzt unangenehm, aber besser als Zing unter Wasser.


Noch eine weitere Furt und ich stehe auf einer der großen Kiesbänke. Ich würde gerne noch weiter bis zur äußersten Spitze des Isarspitz gehen. Eine sehr breite Furt trennt mich jedoch davon. Jetzt wäre ein Paar gefütterte Gummistiefel nicht verkehrt. Damit würde ich weiterkommen. Gummistiefel kann ich mir wünschen, aber in meinen nassen und undichten Wanderschuhen ist hier Schluss! Ich führe meine PORTRA-Versuchsreihe mit vier Kameras durch. Wieder muss ich mich dabei beeilen, weil ich den raschen Übergang von dichtem Nebel zu strahlendem Sonnenschein innerhalb von 10 Minuten erlebe. Konstante Bedingung für eine Versuchsreihe sind das nicht. Irgendein Vogel schimpft mich aus...


Am Ufer der Loisach entlang geht es zurück nach Wolfratshausen. Der Weg ist schmal und wird noch schmäler. Aste und Bäume liegen quer. Hier scheint schon länger niemand mehr gegangen zu sein. Erst beim Klärwerk nahe Weidach erfahre ich den Grund dafür. Hochwasser und Sturm haben den Weg stark beschädigt. Es besteht Lebensgefahr! Dieser Hinweis wäre am anderen Ende bzw. Anfang des Weges sehr nützlich gewesen...


Die steilen Wege am Westufer der Loisach sind verwirrend. Im Wanderbuch sieht das so einfach aus. Dem Mäusekino namens Navi gelingt es nicht, mir einerseits einen Überblick zu verschaffen und andererseits die notwendige Feindaarstellung der vielen kleinen Wege in diesem Bereich zu liefern. Eine Kapelle wird als Orientierungspunkt genannt. Hier gibt es jedoch zig Kapellen. Zuletzt gehe ich nur noch nach oben, Hauptsache nach oben, denn dort kann man sich wieder einen Überblick verschaffen.


Nach diesem Orientierungsmarsch bin ich glücklich endlich auf eine Freifläche zu treten. Dort hinten ist schon die Dorfener Höhe! Um dorthin zu gelangen, muss ich nur noch eine frisch gemistete Wiese überqueren, und das in nassen Wanderschuhe. Ich will Gummistiefel!

Wenigsten lohnt sich der ganze Mist, weil der Ausblick unvergleichlich ist. Könnte nur bitte jemand mal den Lärm der nahen A95 abschalten?! Es ist an der Zeit heimzukehren.


Beim Überspielen der Fotos werde ich heute übrigens feststellen, dass meine PORTRA-Simulation auf der NIKON Z5 völliger Mist ist. Schon wieder Mist! Ich will Gummistiefel!


Zing • 17. November 2024