SST Rastkogel
Ein stetiges Auf und Ab...
Die zwei Tourengeher sind deutlich schneller, denn zunächst geht es 100 m in die Tiefe hinab auf einen deutlich sichtbaren Fahrweg.
Da wären wir also schon bei 700 Hm Differenz.
Der Schnee hat jetzt schon in der Früh eine Konsistenz wie Schlagobers. Den Skitourengehern stollen dauernd die Felle an. Da habe ich es mit den Schneesschuhen doch noch etwas leichter. Tatsächlich überhole ich die beiden dann sogar im Aufstieg über eine etwas steilere Stufe. Oben angekommen muss ich dann jedoch gleich wieder einsehen, dass die Spur mich erneut 100 m in die Tiefe führt.
Da wären wir also schon bei 800 Hm Differenz.
Beim nächsten Buckel das gleiche. Erst rauf und dann wieder 100 Hm runter. Für die Kopfrechner unter uns, da wären wir also schon bei 900 Hm Differenz. Die gedachten zweieinhalb Stunden sind dann auch bald schon vorbei. Die Tourengeher folgen mir in ca. 15 Minuten abstand kontinuierlich. Und irgendwie ist das Wetter noch nicht so toll, wie ich mir das in meinem Hirn ausgedacht habe. Noch eine Stunde bis Bingo um 11:30 Uhr…
Da baut sich der Rastkogel vor mir auf. Ein Schneehang wird immer steiler. Der Wind nimmt zu. Ich quere durch den steilen Hang auf Schneeschuhen. Immer einen Fuß vor den anderen setzen. Das ist jedoch mit den Tatzen an den Füßen nicht ganz leicht. Ich taste mich durch steile Schrofen und treffe auf einen Felsriegel. Es geht scharf nach links oben. Das Gelände ist jetzt 40° steil. Zunächst finde ich Halt am griffigen Fels. Als der jedoch endet, geht es für drei waghalsige Meter nur mehr auf allen Vieren weiter. Und plötzlich wird es flach…
Tja, bis zum Gipfel sind es nochmal gut 30 Meter. Die Schneeschuhe deponiere ich in einer Felsspalte und klettere selbst weiter über völlig aperen Fels. Da stehe ich nun nach dreieinhalb Stunden und fünf Minuten im stürmischen Fön. Mit allem Auf und Ab und Geländewellen und Gegenanstiegen sind es dann doch insgesamt 1.000 Hm geworden.
Als ich gerade die Kamera aus dem Clip nehmen möchte, kommt von der anderen Seite ein Herr in Skischuhen herauf. Ehe ich mich versehe, drückt er mir sein Eifon in die Hand und engagiert mich als Fotosklaven. Wir wechseln noch ein paar Worte – eigentlich schreien wir uns im Sturm an – und ich erfahre, dass er heute vor knapp sechs Stunden in Innerst aufgebrochen ist. Das ist auch mal eine Leistung.
Schon ist er wieder weg. Große Lust lange zu bleiben haben ich allerdings auch nicht. Zwar kommt jetzt die Sonne etwas heraus, aber bei dem Wind ist es hier absolut ungemütlich. Für einen Becher Tee steige ich lieber wieder in den Windschatten ab. Adieu Rastkogel, du harter Knochen…
Abstieg. Ich gelange zurück zur Kante und sehe die Tourengeher unten im Skidepot bei der Pause. Will ich hier auch wieder absteigen? Eine Spur führt nach links. Vielleicht geht es dort ja einfacher. Zunächst ja…
Well, und dann ist da diese Wechte. Mit einem beherzten Sprung ist da nichts zu machen. Der Hang unterhalb der Wechte ist steil, ca. 35°. Jetzt muss ich doch nochmal die Schneeschuhe abschnallen. Dort wo die Wechte in den Steilhang übergeht, erkenne ich die Schwachstelle. Ich quere wenige Meter in einer alten, zugeschneiten Skispur in den 45° steilen Hang hinein, dann etwas nach unten. Dort wird es etwas flacher. Zuletzt fahre ich einfach auf dem Hosenboden gute 30 Meter ab bis ich in flach auslaufendes Gelände gelange.
Die Aufstiegspur ist wieder erreicht. Abstieg geht ja bekanntlich schneller. Sind ja nur noch rund 350 Hm Gegenanstiege im Abstieg enthalten…
Die Nassschneerutsche haben sich aus den Steilhängen bereits entladen. Der Schnee ist jetzt anstrengend geworden. Die größte Anstrengung steht jedoch noch bevor. Die 100 Hm zurück, nach oben zur Rastkogelhütte. Es will gar kein Ende nehmen. Und als ich endlich nach 6h 30m wieder vor der Hütte stehe überlege ich tatsächlich, ob ich nicht doch noch das nahe Kreuzjoch hinten dranhängen soll. Ich werd’s bei einem oder zwei Skiwassern überdenken…