Die Kometen C/2025 A6 (Lemmon) und C/2025 R2 (SWAN)
Zwei Fotos sind besser als gar keines!
Wochende und nur noch drei Nächte bis Neumond. Gegenwärtig tummeln sich zwei relativ helle Kometen an unserem Herbsthimmel. Beim Stichwort Herbst kommen wir jedoch schnell auf ein zutiefst oberbayerisches Problem. Bei Regen ist der Himmel bewölkt und ist das Wetter schön, dann sieht man im Nebel auch wieder nichts. Ich muss mir schnell etwas einfallen lassen...
Für die beiden Kometen könnte man durchaus schweres Geschütz auffahren. Dann wird man jedoch schwer enttäuscht, wenn man alles aufgebaut hat und doch wieder Nebel aufzieht.
Würde man hingegen gar nichts vorbereiten, dann könnte man bei bedecktem Himmel später sagen, dass man es ja sowieso schon vorher gewusst habe, oder sich bei klarem Himmel zusammen mit den anderen Nörglern darüber beklagen, dass man sich nicht mehr auf's Wetter verlassen könne!
Ich entscheide mich für den Mittelweg. Eine feststehende Kamera auf Stativ mit einem moderaten Portraitteleobjektiv ist schnell aufgebaut und transportiert. Und sollte es heute Abend nicht klar sein, dann hätte ich nicht allzuviel zurückzubauen. Die Entscheidung war genau richtig! Wie heißt es doch so schön: Die einäugige Spiegelreflexkamera ist die Königin unter den Blinden!
Angestrebt wird zunächst eine Gesamtbelichtungsdauer von jeweils einer Minute. Damit die Sterne noch punktförmig abgebildet werden, schätze ich die Belichtungszeit jedes Einzelframes zu (500s*mm / 100mm) * (12MP/24MP) = 2,5 Sekunden ab. Schon lichtet sich die Wolkendecke...
Der Komet ist mit wenigen Testaufnahmen mit tB = 10s schnell aufgefunden. Um 10 vor acht muss ich mich jedoch sputen, weil eine hohe Wolkenschicht von Südwest heranzieht.
Eine Minute Gesamtbelichtungszeit reichen bereits aus, um die Strukturierung des Kometenschweifs erkennen zu können. Am rechten Bildrand erkenne ich auf dem LCD auch noch eine Galaxie. Die wird sich später als M63 erweisen.
Viel hilft meist viel. In der gleichen Situation würde ich heute eher 3 Minuten Gesamtbelichtungszeit anstreben, um vielleicht noch weitere deepsky-Objekte darzustellen oder dem Kometen eine bessere Zeichnung zu verleihen. Als ich nach dem nächsten Kometen bereits auf diese Idee komme, ist es schon zu spät. Um 20:15 MESZ verschleiert bereits eine dünne Hochnebelschicht diese Region des Himmels.
Aber immerhin habe ich ein Foto!
R2 zu finden ist etwas schwieriger. Ihm fehlt der Schweif bzw. dieser ist möglicherweise vor dem hellen Milchstraßenhintergrund nicht sichtbar. Dreimal eine Testaufnahme fotografiert und da fällt mir erst das neblige Fleckchen in der Bildmitte auf.
Es ist Intuition als ich das 24x2,5s-Intervall noch zwei Mal wiederhole. Mehr noch als vom Kometen bin ich vom Detailreichtum dieser Aufnahme überrascht. Mit viel mehr Aufwand und Materialeinsatz hätte man nur wenig mehr erreichen können.
Überraschung, die Z5 kann ja doch Halpha!
Die Abbildungsqualität des über 40 Jahre alten MINOLTA-Objektivs ist ausgezeichnet. Wäre ich auf youtube oder Instagram unterwegs, dann würde ich jetzt den Trend der vintage-lens-astophotography ins Leben rufen...
Um halb neun sitze ich bereits wieder mit Tee vor dem Computer. Siril wird für die Verarbeitung dieser Aufnahme noch 02h00m49s benötigen.



